Steirisch-burgenländische Curtraditionen
Selbstgemachter Ölauszug
Gewürz- und Kräuteröle, so einfach geht’s
Um Wirkstoffe aus den Pflanzen und Kräutern zu bekommen, gibt es unterschiedliche Methoden. Die bekannteste ist der Tee, also der Auszug mittels heißem Wasser. Weitere Möglichkeiten sind der Auszug mit Alkohol oder der Ölauszug. Mit letzterem beschäftigen wir uns in diesem Beitrag, der nicht mit ätherischen Ölen verwechselt werden darf.
Warum verwendet man Öl als Auszugmittel?
Ein großer Vorteil beim Ölauszug ist, dass dieser neben den Inhaltsstoffen der Kräuter und Pflanzen auch die des verwendeten Öls beinhaltet. Daher ist es besonders wichtig, auf die Qualität des Öls zu achten. Grundsätzlich kannst du jedes Öl dafür verwenden. Jedoch sollte es kaltgepresst, nicht raffiniert und am besten in Bioqualität sein. So kannst du dir sicher sein, dass das Öl noch reich an ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen ist.
Welches Öl kann verwendet werden?
Wie bereits erwähnt, sollten für Ölauszüge nur kaltgepresste Öle und Fette mit Bioqualität verwendet werden. Diese sind jedoch nicht so lange haltbar. Daher sollte man nur kleine Mengen ansetzen, die über einen überschaubaren Zeitraum verbraucht werden können. Die Auswahl richtet sich nach dem persönlichen Geschmack. Wenn du das Öl auch zum Kochen verwenden möchtest, dann empfiehlt sich natives Oliven-, Raps- oder Sesamöl. Für Körperpflegeprodukte können zusätzlich noch Jojoba-, Kokos- und Mandelöl oder Sheabutter verwendet werden.
Kalt- versus Heißauszug
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, ein Gewürz- oder Kräuteröl herzustellen: den Kalt- und den Warmauszug.
Kaltauszug
Beginnen wir mit dem Kaltauszug. Hier gehen die Inhaltsstoffe aus den Pflanzen über einen längeren Zeitraum in das Öl über. Bevor es um das eigentliche Ansetzen geht, ist auf die entsprechende Hygiene des Arbeitsplatzes und der Utensilien achten. Hierfür ist alles mit Alkohol (Weingeist oder Wodka) gründlich zu reinigen. Frische Pflanzen müssen für den Kaltauszug trocken sein, da es sonst zu einer Schimmelbildung kommen kann. Daher eignen sich Pflanzen mit einem hohen Wassergehalt weniger für diese Art des Auszugs. Wenn man diese dennoch verwenden möchte, sollten die Pflanzenteile ein bis zwei Tage angewelkt werden. Der Kaltauszug eignet sich besonders für bereits getrocknete Pflanzen.
Die getrockneten oder frischen Pflanzenteile werden im ersten Arbeitsschritt gut zerkleinert. Danach kommen sie in ein sauberes und verschließbares Gefäß. Dieses wird mit den frischen Pflanzen zu zwei Drittel befüllt, bei getrockneten Pflanzenteilen zu einem Drittel. Danach kommt das Öl dazu. Wichtig ist dabei, dass alles mit dem Öl bedeckt ist. Das verschlossene Gefäß wird bei Zimmertemperatur an einen schattigen Ort gestellt und sollte regelmäßig gut geschüttelt werden. Beim Frischpflanzenauszug empfiehlt es sich, das Gefäß an den ersten Tagen nur mit einem Stück Küchenrolle abzudecken. So kann die Feuchtigkeit verdunsten und die Schimmelgefahr sinkt. Die Ziehzeit beträgt mindestens vier Wochen. Danach wird das Öl durch ein feines Sieb, einen Kaffeefilter oder ein Leinentuch gefiltert. Sollte sich beim Auszug mit frischen Pflanzen Wasser abgesetzt haben, darf sich das nicht mit dem Öl vermischen. Das fertige Öl kommt in eine dunkle Flasche, die noch beschriftet wird.
Eine Spezialvariante ist der Sonnenauszug. Hierfür eignen sich Pflanzen, die die Sonne/das Feuer brauchen, um zu gedeihen, also Sommerpflanzen. Dabei kommen die Pflanzen in ein klares Glasgefäß. Nach dem Verschließen stellst du dieses auf einem Brett an einen Ort, an dem es eine lange Sonneneinstrahlung gibt. Den Ölauszug kannst du dann nach dem Ansetzen ruhig bis in den späten Sommer bzw. frühen Herbst im Freien stehen lassen.
Beispiele für Kaltauszüge:
- Ringelblumenöl aus getrockneten Blütenblättern
- Johanniskraut- oder Rotöl
- Rosmarin-Wacholder-Öl
- Chiliöl
- Knoblauchöl
Heißauzug
Die wesentlich schnellere Methode ist der Heißauszug. Er eignet sich besonders für feste Öle und Fette, wie Sheabutter oder Kokosöl. Pflanzen, die für den Kaltauszug weniger geeignet sind, können mithilfe dieser Variante ausgezogen werden. Ein weiterer Vorteil vom Kaltauszug ist die Zeit. Diese verkürzt sich durch die Wärmeeinwirkung. Bereits nach 30 Minuten können die Auszüge weiterverarbeitet werden.
Nach dem Zerkleinern kommen die Pflanzenteile zusammen mit dem Öl oder Fett in ein hitzebeständiges Gefäß. Dieses stellt man über ein Wasserbad. Das Wasser soll heiß sein, aber nicht kochen (max. 60° C). Nach der Ziehzeit wird das Öl ebenfalls abgeseiht und muss auskühlen, bis es weiterverarbeitet oder abgefüllt werden kann.
Beispiele für einen Heißauszug
- Basilikumöl
- Ringelblumenöl aus frischen Blütenblättern
- Vogelmierenöl
- Gänseblümchenöl
- Kamillenöl aus Sheabutter
Unser Tipp
Die Öle sind bei richtiger Lagerung (an einem kühlen und dunklen Ort oder in einer Grün- oder Braunglasflasche) mindestens bis zum Mindesthaltbarkeitsdatum vom Ausgangsöl haltbar. Sie sollten jedoch binnen eines Jahres verbraucht werden. Im Falle, dass es ranzig wird, kann es jedoch noch verseift werden. Dazu wird es aber einen eigenen Beitrag geben.